Die neuen Global Internal Auditing Standards 2025 – Ein Meilenstein für die Interne Revision

Am 9. Januar 2025 sind die neuen Global Internal Auditing Standards des Institute of Internal Auditors (IIA) in Kraft getreten. Diese umfassende Überarbeitung der bisherigen Standards markiert einen bedeutenden Schritt in der Weiterentwicklung der internen Revision weltweit. Ziel der neuen Regelungen ist es, die Qualität, Konsistenz und Wirksamkeit der internen Revision zu steigern und ihre Rolle als strategischer Partner und eine enge Zusammenarbeit innerhalb von Organisationen zu stärken. Mit einer klaren Struktur, höheren Anforderungen und einer stärkeren Zukunftsorientierung bieten die Standard seine solide Grundlage für eine moderne und effektive Revisionspraxis.
Die überarbeiteten Standards decken alle wesentlichen Aspekte der internen Revision ab und definieren klare Verantwortlichkeiten und Prozesse. Sie legen den Zweck und die Rolle der internen Revision innerhalb einer Organisation fest, betonen ethische Grundsätze sowie professionelle Verhaltensweisen und beschreiben detailliert die Einbindung und Positionierung der internen Revision in der Organisationsstruktur. Darüber hinaus fokussieren sie sich auf die Führung und das Management von Revisionsabteilungen sowie auf die Durchführung von Prüfungen und anderen Dienstleistungen. Im Zentrum stehen dabei 15 Leitprinzipien, die zentrale Aspekte wie Unabhängigkeit, Objektivität, Kompetenz, Qualität der Arbeit sowie die Wertschöpfung für die Organisation umfassen. Diese Prinzipien werden durchspezifische Standards konkretisiert, die klare Anforderungen und praktische Umsetzungshinweise bieten. Die Standards sind in fünf Domains unterteilt, welche die Verantwortlichkeiten des gesamten Prozesses abdecken.
Die neuen Standards setzen höhere Maßstäbe für die interne Revision. Der Fokus liegt dabei auf einer zukunftsorientierten Betrachtung von Risiken, einschließlich neuer Herausforderungen wie dem Klimawandel oder der digitalen Transformation. Gleichzeitig wird der Einsatz moderner Technologien wie Datenanalysen und künstlicher Intelligenz erwartet, um Prüfungsprozesse effizienter zu gestalten. Auch an die Berichterstattung und Kommunikation mit Stakeholdern werden höhere Anforderungen gestellt, um Transparenz und Vertrauen zu fördern.
Ein bedeutender neuer Aspekt ist die explizite Betonung des öffentlichen Interesses. Die interne Revision handelt nicht nur im Interesse der Organisation, sondern trägt auch zur Förderung von Transparenz und ethischem Verhalten bei. Dies unterstreicht ihre gesellschaftliche Verantwortung und hebt ihre Bedeutung über den reinunternehmensinternen Kontext hinaus.
Die neuen Standards sind verbindlich für alle Personen oder Einheiten, die Leistungen der internen Revision erbringen – unabhängig von ihrer Position oder Bezeichnung innerhalbeiner Organisation. Dies schließt externe Dienstleister ein, wodurch einheitliche Qualitätsstandards gewährleistet werden. Ein zentraler Bestandteil ist zudem ein umfassendes Qualitätssicherungs- und Verbesserungsprogramm, das regelmäßige Selbstevaluierungen sowie externe Beurteilungen durch unabhängige Prüfer vorsieht. Die Ergebnisse dieser Bewertungen müssen transparent an Geschäftsleitung und Aufsichtsorgane kommuniziert werden.
Die Implementierung der neuen Standards erfordert signifikante Anpassungen innerhalb von Organisationen. Bestehende Revisionshandbücher müssen aktualisiert werden, während Revisionsstrategien neu ausgerichtet werden müssen, um Emerging Risks und strategische Herausforderungen besser zu adressieren. Schulungen und Weiterbildungen sind notwendig, um Kompetenzlücken zu schließen, während Prüfungsprozesse durch den Einsatz moderner Technologien optimiert werden müssen.
Die neuen Standards bieten konkrete Ansätze für die Praxis der internen Revision. Wir haben uns anhand praktischer Beispiele angeschaut, wie Organisationen die Anforderungen umsetzen können.
1. Risikoorientierte Prüfung von Lieferketten (Domain 5: Erbringung von Revisionsleistungen)
Szenario: Ein Lebensmittelunternehmen will ESG-Risiken in seiner globalen Lieferketteprüfen.
Umsetzung: Die Interne Revision nutzt Datenanalyse-Tools, um Lieferanten auf Menschenrechtsverstöße oder Umweltrisiken zu screenen (z. B. CO₂-Bilanz, Arbeitsbedingungen). Sie berücksichtigt dabei das Prinzip der Wertschöpfung, indem sie nicht nur Compliance, sondern auch Kosteneinsparpotenziale durch nachhaltige Lieferanten identifiziert. Das Ergebnis bildet dann ein risikobasierter Prüfplan mit Fokus auf Hochrisiko-Lieferanten und Empfehlungen für eine resiliente Lieferkette.
2. KI-gestützte Betrugserkennung (Domain 4: Leitung der Internen Revision)
Szenario: Eine Bank will Betrugsrisiken in Echtzeit überwachen.
Umsetzung: Die Revisionsabteilung implementiert KI-Algorithmen, um Transaktionsdaten auf Anomalien zu analysieren. Sie schult Mitarbeiter im Umgang mit den Tools (Prinzip der Kompetenz). Das Ergebnis ist ein Frühwarnsystem, das verdächtige Transaktionen automatisch meldet und die Prüfungsplanung dynamisch anpasst.
3. Stärkung der Unabhängigkeit (Domain 3: Governance)
Szenario: Ein DAX-Konzern will die Unabhängigkeit seiner Revisionsabteilung stärken.
Umsetzung: Die Interne Revision wird direkt dem Aufsichtsrat unterstellt (nicht der Geschäftsführung). Sie führt regelmäßige Stakeholder-Befragungen durch, um Interessenskonflikte zu vermeiden (Prinzip der Objektivität). Das Ergebnis ist eine höhere Glaubwürdigkeit der Prüfungsergebnisse und bessere Akzeptanz bei der Geschäftsleitung.
Diese Beispiele zeigen, wie die Global Internal Auditing Standards 2025 in der Praxis gelebt werden können – ob durch den Einsatz von KI, die Integration von ESG-Risiken oder die Stärkung ethischer Standards. Unternehmen, die die Standards aktiv umsetzen, positionieren ihre Interne Revision als strategischen Innovationstreiber und sichern langfristig ihre Resilienz.
Fazit:
Die Global Internal Auditing Standards 2025 markieren einen bedeutenden Meilenstein in der Professionalisierung der internen Revision. Sie bieten nicht nur eine klare Struktur und höhere Anforderungen, sondern auch eine Chance für Revisionsabteilungen, ihren Wertbeitrag für Organisationen deutlich zu erhöhen. Durch frühzeitige Anpassung ihrer Praktiken können sie ihre Rolle als strategischer Partnerstärken, Risiken besser managen und langfristig Mehrwert schaffen.
Für Organisationen bedeutet dies nicht nur eine Pflicht zur Umsetzung, sondern auch eine Gelegenheit zur Modernisierung ihrer internen Prozesse. Mit den neuen Standards kann die interne Revision ihre strategische Bedeutung ausbauen und sich als unverzichtbarer Bestandteil einer zukunftsorientierten Unternehmensführung etablieren.