ESG-Ratings: Ein Überblick über Anbieter und kommende Regulatorik

ESG-Ratings: Ein Überblick über Anbieter und kommende Regulatorik
16.9.2024
Artikelübersicht

In den letzten Jahren hat das Thema ESG (Environmental, Social, Governance) stark an Bedeutung gewonnen. Unternehmen stehen zunehmend vor der Herausforderung, ihre Nachhaltigkeitsperformance transparent zu kommunizieren und durch ESG-Ratings bewerten zu lassen. Trotz dieser wachsenden Aufmerksamkeit blieb das Feld der ESG-Ratings bisher weitgehend unreguliert, was für Unternehmen zu komplexen Herausforderungen führen kann.

Bedeutung von ESG-Ratings

ESG-Ratings sind zu einem Instrument für Unternehmen geworden, welches sowohl Finanzierungsmöglichkeiten als auch ihre Reputation maßgeblich beeinflusst. Investoren nutzen diese Ratings zunehmend als Entscheidungshilfe, um wirtschaftlich nachhaltige und zukunftsfähige Unternehmen zu identifizieren. Zudem fordern große Unternehmen von ihren Lieferanten Informationen zu Geschäftspraktiken und Kennzahlen, um Informationen zur Nachhaltigkeit ihrer Lieferkette zu erhalten und diese langfristig entsprechend ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie zu gestalten.  

Aufgrund der Bedeutung von ESG-Ratings ist problematisch, dass die Vielzahl der Anbieter und die fehlenden Standards teilweise zu unnachvollziehbaren Ergebnissen führen. Zudem erfordert die Teilnahme an ESG-Ratings erhebliche Ressourcen, sowohl finanziell als auch personell. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass der Fokus oft zu stark auf den Ratings selbst liegt und nicht auf tatsächlicher Nachhaltigkeit.

Anbieter und Methoden von ESG-Ratings

Es gibt weltweit hunderte verschiedener Anbieter von ESG-Ratings, in der EU etwa 30 bis 40 ESG-Rating-Agenturen. Die bekanntesten und auch für kleine und mittelständische Unternehmen relevanten ESG-Rating-Anbieter, und ihre Methoden sind:

CDP: CDP konzentriert sich auf Umweltthemen und verwendet detaillierte Fragebögen. Die Bewertungen reichen von A bis D-, und während die Teilnahme kostenlos ist, fallen für die Veröffentlichung der Ergebnisse Gebühren an.

EcoVadis: Bei EcoVadis füllen Unternehmen einen Online-Fragebogen zu den Themen Umwelt, Menschenrechte, Ethik und Beschaffung aus und reichen unterstützende Dokumente ein. Dieser Fragebogen wird auf Aspekte wie die Branche und Größe des Unternehmens angepasst. Die Bewertung erfolgt durch Experten und resultiert in einer Gesamtpunktzahl und einer Medaille von Platin bis Bronze. Dieser Service ist kostenpflichtig.

B Corp Zertifizierung: Diese Zertifizierung wird von B Lab, einem unabhängigen Non-Profit Unternehmen, vergeben und basiert auf einem Fragebogen, in welchem mindestens 80 von 200 Punkten erreicht werden müssen, mit anschließender Verifizierung. Die Rezertifizierung nach drei Jahren versichert, dass Standards langfristig eingehalten werden. Die Evaluierung eines Unternehmens ist kostenpflichtig.  Während andere Anbieter verschiedene Benotungen verteilen, gibt es bei B Corp ein einheitliches Zertifikat mit Auskunft über die erreichte Punktezahl. B Corp gehört zu GRESB, welches sich selbst als globale ESG Benchmark für Finanzmärkte bezeichnet.

RepRisk: RepRisk sagt von sich selbst, dass es nicht ihr Ziel sei ESG Ratings zu vergeben, sondern vielmehr systematisch ESG Risiken zu identifizieren. Hier werden KI und Maschine-Learning mit menschlichen Fähigkeiten kombiniert. RepRisk vergibt verschiedene Indizes, wie z.B. die Risikobelastung eines Unternehmens.

Geplante Regulierung des Rating-Marktes

Die EU plant eine umfassende Regulierung von ESG-Rating-Anbietern, um die Transparenz und Qualität in diesem Bereich zu verbessern. Zu den wichtigsten geplanten Maßnahmen gehören eine Zulassungspflicht durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA), Transparenzanforderungen für Methoden und Modelle, sowie Regeln zur Vermeidung von Interessenkonflikten. Zudem sollen die Ratings für ökologische, soziale und Governance-Faktoren separat ausgewiesen werden. Für kleinere Anbieter sind Erleichterungen und Übergangsregelungen vorgesehen. Die neuen Regulierungen sollen voraussichtlich in der zweiten Hälfte von 2024 in Kraft treten und 18 Monate nach Veröffentlichung im Amtsblatt der EU zur Anwendung kommen, also voraussichtlich im Jahr 2026.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Vergleichbarkeit und Integrität von ESG-Ratings zu erhöhen. Verschiedene Akteure, wie das Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW), fordern bereits eine systematische Überwachung der ESG-Rating-Agenturen und mehr Transparenz bei Bewertungsmethoden, um Greenwashing zu minimieren und das Vertrauen in die Ratings zu stärken. Wenn die Regulierung umgesetzt wird, könnten Unternehmen von einem einheitlicheren und transparenteren System profitieren, das sowohl den Bedürfnissen der Investoren als auch den Anforderungen der Unternehmen gerecht wird.

Fazit

Die Vielzahl der Anbieter sowie die oft komplexen und intransparenten Ergebnisse stellen Unternehmen vor die Herausforderung, den richtigen Anbieter zu wählen und sinnvolle Schlüsse aus den Bewertungen zu ziehen. Allerdings fordern große Unternehmen von ihren Lieferanten bereits häufig bestimmte Zertifikate, wodurch die Entscheidung abgenommen wird. Die Bestrebungen der EU zur Regulierung von ESG-Ratings wecken die Hoffnung, dass in Zukunft die Aussagekraft der Rating-Ergebnisse steigen könnte.