Freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU nach den VSME-Standards

Freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU nach den VSME-Standards
24.2.2025
Artikelübersicht

Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Unternehmenswelt stellt nicht nur große Konzerne, sondern auch kleine und mittlere Unternehmen (KMU) vor neue Herausforderungen. Obwohl KMU nicht direkt von der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) betroffen sind, werden sie oft als Teil der Lieferketten größerer Unternehmen nach Nachhaltigkeitsdaten befragt. Um KMU bei dieser Aufgabe zu unterstützen, hat EFRAG die freiwilligen VSME-Standards (Voluntary standard for non-listed small- and medium-sized undertakings) entwickelt. Diese Standards sollen KMU helfen, ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung zu strukturieren, den Zugang zu nachhaltiger Finanzierung zu erleichtern und eine Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit zu fördern. Der folgende Artikel beleuchtet den Aufbau und die Vorteile dieser Standards für KMU im Kontext der sich wandelnden Anforderungen an Nachhaltigkeitsberichterstattung.

Nachhaltigkeit gewinnt in der heutigen Unternehmenslandschaft immer mehr an Bedeutung, wobei sich nicht nur große börsennotierte Unternehmen mit wachsenden Anforderungen bezüglich der Nachhaltigkeitsberichterstattung konfrontiert sehen. Obwohl kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) laut CSRD (der Corporate Sustainability Reporting Directive) selbst nicht berichtspflichtig sind, machen sie doch oft einen Teil der vor- odernachgelagerten Lieferketten großer Konzerne aus, über welche diese auch berichtspflichtig sind. Durch diesen Trickle-Down-Effekt, bei dem Nachhaltigkeitsanforderungen an große Unternehmen entlang deren Lieferketteweitergeleitet werden, werden nun auch KMUs nach den entsprechenden Datenbezüglich Nachhaltigkeit befragt. Dies stellt KMU oftmals vor besondere Herausforderungen, besonders im Bezug darauf, dass diesen oftmals deutlichweniger Ressourcen für die Bewältigung dieser Aufgaben zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund wurden die freiwilligen VSME Standards (Voluntary standard fornon-listed small- and medium-sized undertakings) von EFRAG entwickelt, der gleichen Institution, welche die European Sustainability Reporting Standards(ESRS), nach denen gemäß CSRD berichtet werden muss, erstellte. Durch die Nutzung der in den VSME Standards enthaltenen Angaben soll KMUs bei der Organisation und Strukturierung ihrer Berichterstattung geholfen werden. Außerdem sollen sie den Zugang zu nachhaltiger Finanzierung erleichtern und eine wirtschaftliche Transformation hin zu mehr Nachhaltigkeit fördern. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Erwartungen größerer Unternehmen selbstbewusst zu erfüllen.

In diesem Artikel werden der Aufbau und die Vorteile der VSME-Standards beleuchtet.

VSME Standards sind freiwillige Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, welche spezifisch auf die Kapazitäten und Bedürfnisse nicht kapitalmarktorientierter, kleiner und mittelständischer Unternehmen angepasst sind. Diese Standards sind im Gegensatz zu den CSRD nicht verpflichtend, sondern als flexiblerer Leitfaden und Unterstützung zu verstehen.

Berichte nach VSME Standards zu erstellen birgt nicht nur die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für die Auswirkungen des eigenen Unternehmens auf Mensch und Umwelt zu entwickeln, sondern hat auch betrieblich praktische Vorzüge. Zum einen müssen sich einige KMU zum ersten Mal mit dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung auseinandersetzen, was im Umkehrschlussbedeutet, dass es in vielen Betrieben noch an den notwendigen internen Prozessen und Strukturen fehlt. Es bietet sich hier die Möglichkeit sich an den VSME Standards zu orientieren und so effizient die erforderlichen Systeme zu etablieren.

Gleichzeitig kann Berichtserstattung nach VSME Standards dazu führen, dass der Arbeitsaufwand, welcher durch wiederholte Anfragen von verschiedenen CSRD-pflichtigen Unternehmen entstehen kann, minimiert wird. Die Standards setzen klare Grenzen zu welchen Themen Daten erhoben werden sollen und helfen dabei den Umgang mit Betriebspartnern und Finanzinstituten souverän und informiert zu bewältigen. Des Weiteren muss so nur einmal jährlich ein einziger Bericht verfasst werden, anstatt auf jede Anfrage aufs Neue einzeln eingehen zu müssen. Auch muss eingeräumt werden, dass es seitens der EU immer wieder Neuerungen bezüglich Berichterstattungsauflagen gibt und es sicherlich von Vorteil ist, sich frühestmöglich mit den Herangehensweisen und Thematiken vertraut zu machen.

KMUs können also langfristig von der Implementierung dieser freiwilligen Standards profitieren, etwa durch bessere Datenstrukturierung oder die Stärkung ihrer Position gegenüber Geschäftspartnern und Finanzinstituten.

Die VSME Standards folgen einem einfach zu verstehenden, logischen Aufbau und sind für eine vereinfachte Nutzung sprachlich auf die CSRD abgestimmt. Nachdem die allgemeine Struktur des Dokuments sowie grundsätzliche Anforderungen aufgezeigt werden, spalten sich die Standards in zwei Module – das Basismodul und das Comprehensive Modul, einem Art Aufbaumodul.

Das Basismodul umfasst alle grundlegenden Anforderungen, welche an solche Nachhaltigkeitsberichte gestellt werden und spiegelt so das Minimum für Kleinstunternehmen wieder. Dieses Modul umfasst 11 Themengebiete, zum Beispiel Informationen über das Unternehmen und dessen interne Praktiken und Richtlinien, sowie Emissionen, Biodiversität, Verschmutzung von Wasser, Luft und Boden, Wasserverbrauch oder auch Arbeitnehmersicherheit. So sollen unter anderem die Anzahl an Arbeitsunfällen, der Wasserverbrauch oder die Zahl der Arbeitnehmer, deren Geschlecht und Anstellungsart aufgezählt werden.

Das Aufbaumodul baut auf dem Basismodul auf und kann als Erweiterung dessen verstanden werden. Dieses Aufbaumodul ergänzt die Berichterstattung um 9 weitere Punkte, unter Anderem Klimarisiken, oder vertieft die im Basismodul erwähnten Themengebiete. So zum Beispiel wird der Punkt Belegschaft um die Frage des Geschlechterverhältnisses auf Führungsebene, sollte ein KMU über 49 Arbeitnehmer beschäftigen, erweitert. Anders als im Basismodul sollen im Aufbaumodul nicht unbedingt alle Themengebiete abgedeckt werden, sondern jedes Unternehmen kann die für sie relevanten Datenpunkte frei wählen.

Allgemein basiert die Berichterstattung auf einem Wenn-Anwendbar-Prinzip, welches besagt, dass ein Unternehmen zu gewissen Punkten nicht berichten soll, wenn diese auf sie nicht anwendbar sind. Die VSME Standards sind relativ flexibel, so etwa steht es Unternehmen offen zusätzliche Informationen anzugeben, sollte dies gewollt sein.  Des Weiteren wird empfohlen Vorjahreswerte mit aufzuzeigen, um die Entwicklung des Unternehmens darzustellen.  Es besteht außerdem die Möglichkeit sensible Daten nicht offenzulegen, solange dies Erwähnung findet. Darüber hinaus steht es den Unternehmen, welche Tochtergesellschaften besitzen, frei, ob über jede Tochtergesellschaft einzeln oder auf gesamter Unternehmensebene berichtet werden möchte. Trotz dessen empfiehlt EFRAG auf Gesamtebene zu berichten, da dadurch auch die Berichtserstattung über die Tochtergesellschaften abgedeckt wird.

Laut EFRAG sind außerdem weiterer Hilfestellungen, darunter die Veröffentlichung von Guides, Schulungsmaterial und Plattformen, sowie Veranstaltungen über die VSME Standards geplant, um bei der Implementierung zu unterstützen.

 

FAZIT

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die VSME-Standards kleinen und mittelständischen Unternehmen eine flexible und freiwillige Grundlage für die Nachhaltigkeitsberichterstattung bieten, welche es ihnen ermöglicht, diese effizient und Ressourcen schonend zu organisieren und gleichzeitig im Austausch mit Geschäftspartnern informiert und souverän aufzutreten. Sie fördern zudem eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Themen Nachhaltigkeit und Berichterstattung, was angesichts möglicher künftiger EU-Regulierungen vorteilhaft ist. Gleichzeitig verschaffen sich Unternehmen langfristig eine bessere Marktposition und verbessern ihre Wettbewerbsfähigkeit. Die EFRAG erwartet sich somit die verschiedenen ESG-Datenanforderungen EU-weit zu standarisieren.