Nachhaltigkeit im Gesundheitssektor: Verantwortung und Chancen für Kliniken und Praxen
Für den Gesundheitssektor rückt ein Thema zunehmend in den Fokus: die Nachhaltigkeit in Arztpraxen und Krankenhäusern. Angesichts des akuten Fachkräftemangels, Berichtspflichten für Kliniken und steigender Anforderungen von Finanzinstituten an nachhaltige Geschäftspraktiken stehen medizinische Einrichtungen vor der Aufgabe, ihre Betriebsabläufe neu zu überdenken. Was zunächst als zusätzliche Belastung erscheinen mag, birgt in Wirklichkeit Potenzial: Durch nachhaltige Praktiken können Gesundheitseinrichtungen nicht nur eine Vorbildfunktion für ihre Patienten einnehmen, sondern auch Mitarbeiteranwerben und Kosten einsparen. Ökologische Verantwortung, wirtschaftliche Effizienz und gesundheitliche Fürsorge gehen Hand in Hand – eine Chance, die es zu ergreifen gilt, um die Zukunft des Gesundheitswesens aktiv und positiv zu gestalten.
Warum ist Nachhaltigkeit im Gesundheitssektor wichtig?
Das Gesundheitswesen in Deutschland ist für 5,2 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich und produziert jährlich 4,8 Millionen Tonnen Abfall, was es zum fünftgrößten Abfallproduzenten des Landes macht. Der Einsatz von Arzneimitteln und Chemikalien trägt zudem erheblich zur Wasserbelastung bei. Angesichts neuer gesetzlicher Vorgaben und wachsender gesellschaftlicher Anforderungen sind nachhaltige Veränderungen dringend notwendig. Auch die Erwartungen der aktuellen und zukünftigen Mitarbeitenden spielen eine wichtige Rolle: Lauteiner Studie bevorzugen 81 % der jungen Ärzt:innen Arbeitgeber, die Klimaschutzmaßnahmen umsetzen, und 86 % empfinden den Materialverbrauch im Gesundheitswesen als unnötig klimaschädigend. Nachhaltigkeit kann somit ein entscheidender Faktor bei der Gewinnung von Arbeitskräften sein. Krankenhäuser und Arztpraxen, die frühzeitig nachhaltige Maßnahmen ergreifen, profitieren zusätzlich, da die gesetzlichen Anforderungen in Zukunft voraussichtlich weiterverschärft werden.
Anforderungen und Herausforderungen für Arztpraxen und Krankenhäuser
Seit 2017 ist das CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz in Kraft, das große kapitalmarktorientierte Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Ab 2025 wird diese Richtlinie durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erweitert. Dadurch werden alle großen Unternehmen nach HGB dazu verpflichtet, einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen, was auch viele Krankenhäuserbetrifft. Dieser Bericht umfasst detaillierte Anforderungen zur Offenlegung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten.
Für Krankenhäuser ergeben sich hieraus verschiedene Herausforderungen. Sie müssen die Nachhaltigkeitsregulatorik in ihr Compliance Management integrieren und Prozesse zur Datenerfassung und Berichterstellung entwickeln. Der Nachhaltigkeitsbericht wird dabei ein Teil des Lageberichts sein und extern geprüft werden. Zudem ist es erforderlich, Nachhaltigkeitsrisiken zu identifizieren und in das Risikomanagementsystem (RMS) sowie in interne Kontrollsysteme (IKS) zu integrieren. Eine vorangestellte Aufgabe besteht darin, eine Wesentlichkeitsanalyse durchzuführen, um die Auswirkungen des Unternehmens auf Umwelt und Gesellschaft sowie die finanziellen Auswirkungen dieser auf das Unternehmen zu ermitteln.
Diese neuen Anforderungen können sich auch auf die Kreditvergabe an einige Krankenhäuserauswirken. Banken müssen bei der Vergabe von Krediten verstärkt Umwelt-,Sozial- und Governance-Risiken (ESG-Risiken) berücksichtigen. Dies könnte für manche Krankenhäuser die Beschaffung von Finanzmitteln erschweren. Angesichts dieser vielfältigen Anforderungen ist es entscheidend, dass Krankenhäuserproaktiv handeln und geeignete Maßnahmen ergreifen, um die neuen gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen und gleichzeitig eine nachhaltige Zukunft zu sichern.
Best Practices und Initiativen
Einige Krankenhäuser und Arztpraxen haben bereits erste Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft unternommen. Zum Beispiel verwendet die Charité in Berlin ausschließlich Textilien, die mit dem „Grünen Knopf“ zertifiziert sind. Auch in einigen Arztpraxen werden Maßstäbe gesetzt: Die Windräder und Solarpaneele auf dem Dach der „Praxis an der Elz“ in Teningen erzeugen grünen Strom, der direkt vor Ort genutzt wird.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, nachhaltige Maßnahmen zu ergreifen. Dabei ist es entscheidend, dass alle Einrichtungen im Gesundheitssektor aktiv werden, um ihre Umweltbelastung zu reduzieren. Jeder Beitrag zählt: Große Krankenhäuser haben aufgrund ihrer Größe und Ressourcen die Möglichkeit, weitreichende Maßnahmen zu implementieren, während kleinere Arztpraxen durch gezielte, oft einfachere Schritte ebenfalls eine bedeutende Wirkung erzielen können. Einrichtungen, die heute nachhaltige Maßnahmen ergreifen, sind besser auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet und positionieren sich als Vorreitereiner sozialen und umweltbewussteren Gesundheitsversorgung.
Krankenhäuser
Einige Krankenhäuser haben bereits erste Schritte in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft unternommen. Die Charité in Berlin verwendet beispielsweise ausschließlich Textilien, die mit dem Siegel „Grüner Knopf“ (das für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards in Produktion und Lieferkette steht)zertifiziert sind. Dies zeigt, dass große Einrichtungen durch gezielte Maßnahmen soziale und ökologische Verbesserungen erzielen können. Weitere Initiativen umfassen die Einführung effizienter Abfallmanagementsysteme, den Einsatz erneuerbarer Energien und die Optimierung von Ressourcen wie Wasser und Energie. Krankenhäuser, die solche Maßnahmen umsetzen, verbessern nicht nur ihre Umweltbilanz, sondern sind auch besser auf zukünftige gesetzliche Anforderungen vorbereitet.
Arztpraxen
Auch in Arztpraxen werden nachhaltige Maßnahmen zunehmend integriert. Die „Praxis an der Elz“ in Teningen setzt beispielsweise auf erneuerbare Energien durch Windräder und Solarpaneele auf Dach und Fassade, die grünen Strom erzeugen, der direkt vor Ort genutzt wird. Weitere Best Practices in Arztpraxen können klimasensibilisierende Fortbildungen zur Erkennung von klimawandelbedingten Krankheiten, die Reduktion von Einwegplastik, die Implementierung von Energiesparmaßnahmen und Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf umfassen. Jede Praxis, die solche Initiativen ergreift, trägt zur Reduzierung der Umweltbelastung bei und positioniert sich als verantwortungsbewusster und attraktiver Arbeitgeber.
Wie unterstützt Sie Mauer dabei?
Da das Fachgebiet der Praxen und Krankenhäuser primär in der Patientenversorgung liegt, fehlt oft die Expertise zur Umsetzung der Nachhaltigkeits-Maßnahmen. Die Mauer-Gruppebietet hierbei die notwendige Unterstützung. Wir unterstützen Krankenhäusern unter anderem bei der Durchführung von Wesentlichkeitsanalysen, der Einrichtung sicherer Prozesse für Datensammlung und Reporting sowie der Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in bestehende interne Kontroll- und Risikomanagementsysteme. Auch Arztpraxen unterstützen wir durch Nachhaltigkeits-Quick-Checks sowie individuelle Beratungen und Evaluierungen. Gemeinsam schaffen wir eine nachhaltigere und zukunftsfähige Gesundheitsversorgung.
Fazit
Die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Gesundheitssektor kann nicht genug betont werden, da sich dieser Sektor erheblich auf die Umwelt auswirkt und gleichzeitig vor immer strengeren gesetzlichen Anforderungen steht. Krankenhäuser und Arztpraxen müssen sich diesen Herausforderungen stellen und nachhaltige Praktiken implementieren, um gesetzliche Vorgaben zu erfüllen und gleichzeitig eine umweltfreundlichere soziale Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Die Umsetzung solcher Maßnahmen bietet nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile, wie die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitenden und die Sicherstellung zukünftiger Compliance. Mit der Unterstützung von Experten können Einrichtungen im Gesundheitssektor effektive Strategien entwickeln und umsetzen, um eine nachhaltige Zukunft aktiv zu gestalten.